Kennst Du mich?
Predigt von Br. Markus Fuhrmann
Wir haben Jesus eben im Evangelium gehört und vielleicht denken wir, ach, könnte er nicht ein bisschen großzügiger sein? So eine breite Tür automatisch öffnen ohne Mühe das wäre doch geschickt.
Aber nein, sie ist eng, so wie eine Drehtür, die nur einen Menschen gleichzeitig durchlässt, ohne Rucksack, ohne Koffer, ohne Sicherheitsdecke. Da bleibt manches draußen, was wir gerne mitschleppen. Wir haben ja gerade eben eingepackt, da haben wir wieder gemerkt, was wir so alles dabeihaben. Ich muss noch schnell, ich will auch immer sicher gehen. Ich brauche das und das unbedingt, ne das muss dabei sein. Und die Tür sagt: lass es los, sonst kommst du nicht durch, sonst bist du zu beladen.
Vor 800 Jahren, da stand ja mal so ein junger Mann vor so einer Tür und der hieß Franziskus. Der hatte alles, was man in Assisi so zum glücklich sein braucht. Geld, Freundinnen, Freunde, gute Laune, Träume von Ritterehre. Dann merkte er, das passt nicht durch. Das passt nicht durch die enge Tür, nicht durch die Tür, wo seine Sehnsucht hinführte. Da streifte er es ab. Es war zwar ein mühsamer Weg, wir kennen ihn und wir wissen darum, das war ein schmerzhafter Weg, auch ein Weg voll von Konfrontation und das, was oben war, geriet nach unten. Das was unten war, geriet nach oben. Eine Umkehrung in ihm selbst. Aber plötzlich war dann die Tür nicht mehr eng. Plötzlich geht sie auf in eine Weite, die man eigentlich nur singen kann.
Am Ende seines Lebensweges, wir wissen es und wir haben es gefeiert, entsteht so der Sonnengesang. Ein Lied, das Sonne und Mond und Wasser und Feuer und selbst der Tod zu Geschwistern macht. Franziskus hat die enge Tür gewählt, ist im Himmel der Freiheit gelangt. Bemüht euch, sagt Jesus im Evangelium. Ich glaube nicht, dass er damit meint, strengt euch jetzt ganz krampfhaft an und noch mal und noch mal gegen die Tür. Sondern eher, nehmt es ernst.
Und spürt noch mal hin, was ist denn eigentlich euer Glaube? Euer Glaube ist Vertrauen. Vertrauen auf diesen Gott des Lebens. Der Glaube ist Beziehung zu diesem Jesus Christus, so wie Franziskus uns das gerade vormacht. Höchster lichtvoller Gott, erleuchtet die Finsternis meines Herzes. Aber eben und das haben wir in diesem Wochenende noch mal besonders gespürt und gefeiert. Die Beziehung nicht nur so ich und mein Gott und alles ist super, sondern da gibt es offensichtlich noch eine horizontale Dimension. Die Schwestern und Bruder links und rechts von mir und das sind nicht nur Menschen. Wir sind ja hier auch nicht nur zweibeinig in diese Kirche gekommen, sondern zum Teil auch vierbeinig. Da gehört also noch viel mehr dazu, durch diese enge Tür zu gehen, achtsam zu werden für das Miteinander, nicht gegeneinander, sondern miteinander.
Wenn Jesus also auffordert, bemüht euch durch die enge Tür zu kommen, dann will er damit wahrscheinlich nicht sagen: ja, jetzt drängelt mal und bemüht euch, damit ihr da durchkommt im Sinne von ja, der Weg zum Himmel ist ein Weg zu einer VIP-Lounge und jeder will diese ersten Plätze da erreichen, sondern eher Achtsamkeit statt drängeln. Achtsamkeit, wenn es darum geht, durch diese enge Tür zu gehen. Achtsamkeit in miteinander, miteinander statt gegeneinander. Das ist wohl die Vision, die Jesus hatte, diese Vision von Gottes neuer Welt. Reich Gottes.
Fromme Worte, gerne sonntags und feiertags gesprochen, aber wie fühlt sich das an? Das wollen wir jetzt mal alle miteinander tun, wie sich das anfühlt. Das war jetzt also keine Schikane, dass da diese Stühle schon aufgebaut wurden und die letzten die in die Kirche gekommen sind, da natürlich immer auch irgendwo die ersten sind, nämlich jetzt bei dieser Aktion den Weg eng gemacht haben.
Wir wollen jetzt alle mal miteinander durch die enge Tür gehen und zwar in der Gestalt, dass jetzt dieser Block hier mal so außen rum, Vorsicht beim Gerüst, nach hinten geht und dieser Block da außen rum ganz gesittet langsam durch diese enge Pforte gehen.
Wir werden da, ja, eine Dame und einen Herrn haben, der uns dann auch noch mal fragt, so, wie wir es im Evangelium gehört haben. „Kennst du mich? Die Antwort, die Resonanz wird in euch sein und die brauchen wir ja auch nicht miteinander zu teilen. Das ist eine sehr persönliche Sache, glaube ich. Aber ich glaube, ich hoffe, vertraue darauf, es wird im letzten eine gute, eine positive Resonanz sein. Kennst du mich? Du kennst mich.
Ja, wagen wir also den Weg durch die enge Tür, nicht drängeln, sondern achtsam sein und darauf vertrauen, dass wir miteinander das Fest des Glaubens feiern, als Geschwister im Glauben.
Predigt von Br. Markus Fuhrmann beim Jubiläumsgottesdienst “800 Jahre Sonnengesang und 10 Jahre Vivere” am 24.08.2025 in Vallendar
Text wurde aus einer Sprachaufnahme generiert (Audio-Transkription)