Schöpfungs-Rosenkranz

Einleitung:
An einem sonnigen Pilgertag wie heute freuen wir uns über die herrliche Natur, durch die uns unser Weg führt. Wir spüren, dass wir Teil einer wunderbaren Schöpfung sind, die Gott uns Menschen anvertraut hat. Dankbar sollten wir sein für dieses großartige Geschenk und für das Geheimnis des Lebens, das er in diese Welt hinein gelegt hat. Doch gerade in diesen Monaten erfahren wir die Welt und die Menschen in verschiedenster Weise bedroht. Überflutung, Wirbelstürme, Erdbeben – das ist alles nichts Neues und doch werden diese Naturphänomene zu todbringenden Katastrophen, wo wir Menschen unserer Verantwortung zu wenig gerecht werden. Fukushima wird in Zukunft genauso für Verantwortungslosigkeit, Zerstörung der Natur und Tod stehen, wie es Tschernobyl in den vergangenen 25 Jahren tat. Beten wir im folgenden Rosenkranz um den nötigen Respekt der Menschen vor der Schöpfung Gottes und um das Bewusstsein aller, dass die Schönheit dieser Welt uns nur geliehen ist.

1. Jesus, der uns auf die Schönheit der Schöpfung hinweist

Wir hören bei Lukas:
Jesus zu seinen Jüngern: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Seht euch die Lilien an: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!

Nicht wir Menschen müssen die Welt neu erfinden und sie nach unseren menschlichen Bedürfnissen ausrichten. Gott hat sie uns geschenkt mit all ihren Geheimnissen und mit ihrer Schönheit. Gott hatte schon am Anfang allen Seins die Bedürfnisse der Menschen viel nachhaltiger im Blick als unsere Generation mit aller Wissenschaft und Technologie. Für jeden einzelnen hat er in reichem Maß vorgesorgt. Beten wir darum, dass übertriebene menschliche Sorge diesen Vorrat der Schöpfung Gottes nicht zerstört.

2. Jesus, der uns auf die Kraft der Natur hinweist

Wir hören bei Markus:
Er sagte: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da.

Die Aufgabe des Menschen ist das Säen. Wachsen und Reifen geschieht von selbst, automatisch. Denn das Geheimnis von Wachsen und Reifen, von Leben und Frucht bringen kommt von Gott. Spätestens an diesem Punkt sollten wir unsere Grenzen anerkennen und uns unserer Aufgabe widmen. Beten wir darum, dass wir die Kraft der Natur respektieren und nicht alles auf das Machbare und Verfügbare reduziert wird.

3. Jesus, der uns auf die Macht des Unscheinbaren hinweist

Wir hören bei Matthäus:
Er erzählte ihnen ein weiteres Gleichnis und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, so dass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.

Im Kleinsten aller Samenkörner steckt ungeahnte Kraft. Darum sollten wir Menschen das Kleinste nie unterschätzen. Das gilt in derselben Weise für die Atome und die Atomenergie. Es ist die Überheblichkeit der Menschen, die glauben macht, dass wir diese Technik ohne jedes Risiko unter unsere Kontrolle bringen könnten. Beten wir darum, dass die Diskussionen unserer Tage zu einem weltweiten Umdenken führen und wir wegen billiger Strompreise nicht unkalkulierbare Risiken für die ganze Welt eingehen.

4. Jesus, der uns auf die Vollkommenheit der Schöpfung hinweist

Wir hören bei Lukas:
Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte hervorbringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte hervorbringt. Jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist.

„Und Gott sah, dass es gut war“ – diese Wort Gottes gilt für die gesamte Schöpfung auch für uns Menschen. Das ist ein unüberbietbares Gütesiegel. Menschliche Unternehmungen, gentechnisch veränderte Pflanzen und Tiere noch gewinnbringender zu züchten, sind letztlich zum Scheitern verurteilt. Für uns Menschen gilt es, den Wert der Kreatur zu schätzen, nicht die Kreatur für die Menschen zu verwerten. Beten wir darum, dass mehr und mehr Menschen in ihrem Herzen das eigentlich Gute der Schöpfung erkennen.

5. Jesus, der uns auf die Fülle der Schöpfung hinweist

Wir hören bei Matthäus:
An jenem Tag sprach Jesus zu ihnen: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf; als aber die Sonne hochstieg, verdorrte die Saat, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen erstickten die Saat. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.

Obwohl vieles verloren geht durch Missernten, Klimaschwankungen, Trockenheit oder Raubbau an den Ackerböden, bringt die Natur immer noch hundertfach Frucht. Die Natur hätte genug für alle, die von ihr leben. Es liegt an uns Menschen, die Fülle der Ernte gerecht zu verteilen und alles daran zu setzen, dass Industrie und Fortschritt nicht zu Lasten von Hunger und Ungerechtigkeit kostbare Natur vernichtet. Beten wir darum, dass es auch weiterhin mehr Menschen gibt, die mit der Natur leben als solche, die nur von der Natur leben.