Vivere – fangfrisch und entflammbar

Zwei Jahre die sozialen Kontakte runtergefahren auf ein Minimum, zwei Jahre Besprechungen online, zwei Jahre kein überregionales Treffen. Das geht nicht spurlos an einer Gruppierung vorbei, die deutschlandweit anzutreffen ist. Vivere hat es geschafft, in Kontakt zu bleiben, sich weiter zu entwickeln, neue Ideen umzusetzen und zu wachsen, dank der digitalen Möglichkeiten. Nun war es aber an der Zeit, dies alles gemeinsam und persönlich zu besprechen.
Unser Vivere Jahrestreffen der Regionalgruppen fand am ersten Juliwochenende in Köln Weiler statt. Die Wiedersehensfreude war groß bis riesengroß. Es kamen 30 Vivere Geschwister aus 8 verschiedenen Regionalgruppen, 2 Gäste vom Franziskuskreis Attendorn und ein Mitbruder aus Waren (Mecklenburg-Vorpommern). Für alle, die nicht kommen konnten, haben wir bei einigen Programmpunkten auch eine online Teilnahme ermöglicht.

Quartier fanden wir im Pfarrgemeindezentrum von St. Cosmas und Damian. Seit September letzten Jahres ist dort Br. Francis ofm als Vikar tätig. Wir fühlten uns gut aufgehoben, denn der indische Mitbruder war ein toller Gastgeber.
Wer glaubt, so ein Wochenende muss bis ins letzte Detail durchgeplant sein, der irrt. Denn genau so anarchisch wie unser Miteinander in den Regionalgruppen organisiert ist, so eigenverantwortlich und selbstorganisiert waren Verpflegung und Küche aufgestellt. Jeder hat etwas mitgebracht, der ein oder andere kocht noch was, die Küche ist immer aufgeräumt, es kommt eine bunte Auswahl auf den Tisch und geschmeckt hat es auch noch, aber man konnte keinen „Anführer“ erkennen, eben echt franziskanisch. Dagegen war das Arbeitsprogramm gut durchgeplant. Es stand einiges auf unserer Agenda. Freitagabend war Bestandsaufnahme.

Das Bild des Fischernetzes und das Fischen an sich, dienten uns zur Veranschaulichung. Was haben wir gefangen und wo waren wir fischen seit unse- rem letzten Treffen? Gefischt haben wir hauptsächlich in den digitalen Gewässern und da ist uns so manch guter Fang ins Netz gegangen. Bei der Sammlung der online Aktivitäten ist einiges zusammengekommen: verschiedene Pro-jektgruppen (ProFlü, Schöpfung, genügsam leben), regelmäßige Gebetszeiten – Laudes am Samstagmorgen und Gebet für die Schöpfung am Samstagmittag, gemeinsame Pilgerwege, eine digitale Vivere-Gruppe.

Samstagvormittag begann mit einem Grußwort: Br. Markus, Provinzial ofm, ermunterte die Vivere- Bewegung, franziskanische Geschichte zu schreiben! Damit fingen wir dann auch unverzüglich an. Mit der Frage: Wofür brenne ich?
Natürlich lag der Schwerpunkte bei den franziskanischen Akzenten: geschwisterliche Gemeinschaft, Sorge um die Schöpfung und Einsatz gegen Ungerechtigkeit, Ausgrenzung, Armut und Ausbeutung, gemeinsam unterwegs sein, Freude am Evangelium und Glauben leben. Bei einem Spaziergang zu zweit konnte man sich noch einmal mit der eigenen franziskanischen Spiritualität auseinandersetzen.

Während der Mittagspause sah es im Garten so aus, wie wir uns ein Mattenkapitel vorstellen. Viele lagen auf ihren IsoMATTEN auf dem Rasen, holten Schlaf nach oder vor oder pflegten Kontakte, eben ganz franziskanisch.

Am Nachmittag war „Bibliolog“ Zeit. Diese Art, das Evangelium gemeinsam zu erleben, ist ein Geschenk und eine große Bereicherung, denn jeder Gedanke und Impuls ist einzigartig, wertvoll, beeindruckend und erfrischend.
Diese Erfrischung half dann auch bei der Entscheidung, welcher Neigungsgruppe man sich nun anschließen wollte: Gottesdienstvorbereitung für Sonntag mit Br. Francis oder Auseinandersetzung mit dem Positionspapier des Provinzkapitels 2022 der Deutschen Franziskanerprovinz unter dem Titel „Kirche in der Freiheit der Kinder Gottes“. Die allseits große Zustimmung zu diesem Papier wurde durch kleine theologische Exkurse gewürzt. Nach dem Abendessen gab es noch Erfahrungsberichte von Michael, über das Leprahospital GANDHIJI SEVA NIKETAN BHUBANESWAR in Odisha – Indien und von Br. Gabriel über sein Projekt „franziskanisch unTerwegs“ im rollenden Kloster.

Den Sonntagsgottesdienst feierten wir mit Br. Franzis und der Gemeinde. Wir durften mitgestalten, uns vorstellen und Danke sagen für die Gastfreundschaft und die Kuchenspenden. Nach dem Gottesdienst war noch Zeit, Näheres über Vivere zu erfahren.

Leider verging die Zeit viel zu schnell. Die Reflexion war effektiv und konstruktiv, und in einem Punkt sind wir uns völlig einig: Das Wiedersehen war wunderbar!

Wir sind wie ein Fischschwarm: bunt, vielfältig, lebendig, eigentlich immer in Bewegung (ob körperlich oder geistig) und in die gleiche Richtung unterwegs. Wir brennen für Franziskus und Klara und für das Umsetzen ihrer Spiritualität in unser Leben. Wir sind das Feuer in dem Leuchtturm, das den Fischerbooten den Weg in den Hafen weist. Wenn es dir gut tut, dann komm „an Land“, eben ganz franziskanisch.

Veronika Möller Vivere Gruppe Fulda