Pressebericht

Vivere Rheinland im General-Anzeiger Bonn

Vivere Rheinland

"Bunt, vielfältig, lebendig und kreativ, wenn es darum geht, Glauben und Leben zu teilen" - wie Vivere Rheinland sich selbst sieht und wie sie von außen wahrgenommen wird.
Interview von Stephanie Schaerer und Ulrich Rau im General-Anzeiger Bonn

weiterlesen auf www.ga.de (General-Anzeiger)

Die ungekürzten Antworten zu den Fragen des GA hier zu lesen.

Zu den gängigen Presseanfragen (Stand April 2021)

Wie hat sich Ihre Gruppe seit fünf Jahren entwickelt?

Wir sind als Vivere Gruppe mit einem sehr großen Einzugsgebiet und verschiedenen inhaltli-chen Schwerpunkten gestartet. Inzwischen haben sich daraus die Vivere Gruppe Köln und die Vivere Gruppe Rheinland entwickelt, die vor allem in Bad Godesberg aktiv ist und sich durch eine überkonfessionelle Offenheit auszeichnet. Unsere 14-tägigen Treffen verbinden uns geschwisterlich zu einer Gemeinschaft, die allerdings stets offen ist, so dass immer wieder neue Interessenten dazustoßen. Sie sollten sich lediglich im Charisma des Franz und der Klara von Assisi und in den Verabredungen unseres Leitbildes (s. Info-Kasten) wiederfinden können. Im Zentrum unserer Treffen stehen das Bibelteilen und der persönliche Austausch. Wir beschäftigen uns außerdem mit franziskanischen Texten und werden auch gemeinsam durch Projektarbeit aktiv. Mindestens einmal pro Jahr üben wir franziskanisches Leben auf eine besondere Art und verbringen ein Einkehr-Wochenende in einem Selbstversorgerhaus. Highlights sind ab und zu die Bibliologe, bei denen wir uns schon mal in die Rolle des Fischernetzes oder des Vaters der beiden Brüder Zebedäus begeben.

Welche Mitgliederstruktur hat sie (Alter, Geschlecht, beruflicher / sozialer Hintergrund etc.)?

Die meisten von uns sind Laien mit Interesse an der Botschaft Jesu Christi. Wir sind etwa gleichviele Frauen wie Männer und kommen aus verschiedenen Berufen (z.B. Lehrerinnen, Dolmetscherinnen, Gemeindereferentinnen, Verwaltungsangestellte, Juristinnen, Küsterinnen, Naturwissenschaftlerinnen), einige von uns sind schon in Rente, einzelne auch zeitweise arbeitslos. Daneben haben wir auch je einen katholischen und evangelischen Pfarrer aus der weiteren Region und studierte Theologinnen in unseren Reihen. Unser großes Glück ist, dass Br. Hermann Schalück als erfahrener und visionärer Franziskaner Teil unserer Gruppe ist. Wir sind offen für alle Altersgruppen und für Menschen jeglicher Herkunft. So sind wir als bunter Haufen mit all unseren verschiedenen Talenten und Vorlieben unterwegs.

Warum/mit welchen Erfahrungen im Hinterkopf sind Sie beide hier aktiv (und nicht in Gemeindegruppen)?

Wir sind seit 2006 in verschiedenen Funktionen in den Gemeinden im Pennenfeld aktiv. Prä-gend war für uns die Zeit beim ehemaligen Sachausschuss Schöpfung und Umwelt (SchuU), dessen Aktionen für Aufsehen gesorgt haben, wenn auch seinerzeit in der Gemeinde selbst nicht viel davon umgesetzt wurde. So hat der SchuU diverse Preise oder Auszeichnungen für seine Aktionen bekommen (z.B. für die Tomaten-Aktion mit alten Sorten oder die Öko-Strom Kampagne). Auch heute noch sind wir als Chorsprecherin der evangelischen Johannesgemeinde und im Kirchausschuss Sankt Albertus Magnus aktiv. Lange bevor es Vivere gab, ka-men wir durch die Franziskaner hier vor Ort auf mehreren Pilgerreisen nach Assisi und Indien mit der franziskanischen Spiritualität in Kontakt. Die Umweltenzyklika Laudato Si‘ unseres Papstes Franziskus von 2015, also etwa zeitgleich mit dem Start von Vivere, hat unsere Auseinandersetzung mit der umfassenden Schöpfungssicht des Franz von Assisi enorm verstärkt. Wir haben uns immer tiefer in die Spiritualität des „kleinen armen Bruders“ aus Assisi, der zur Leitgestalt eines Papstes wurde, hineinziehen lassen. Stichwort geschwisterlicher Umgang auf Augenhöhe zwischen Laien und Ordensleuten, Solidarität mit Armen, auch die Geschöpfe der Natur als unsere Geschwister betrachten und offen in den interreligiösen Dialog gehen - all diese Aspekte erlauben uns, frei und kreativ nach unserem eigenen Charisma den Glauben zu leben. Und das wichtigste für uns: Wir sind nicht alleine, sondern können uns immer mit Gleichgesinnten verbunden fühlen und austauschen. Zusammengefasst fragen wir uns immer wieder aufs Neue: Wozu ermutigte Franz von Assisi nicht nur den Papst in Rom, sondern einfache Menschen in den unterschiedlichsten Lebensformen, Milieus und Berufen und damit auch uns? Wir haben unsere Antwort darauf in Vivere gefunden!

Was machen Sie anders als die Amtskirche?

Zunächst einmal ist ein Vergleich gar nicht möglich, da wir eine franziskanische Laienbewegung ohne feste Strukturen sind. Daher haben wir auch keine Hierarchie oder Ordensregel, wir sind lediglich aus dem gleichen Interesse geschwisterlich gemeinsam unterwegs, Männer genauso wie Frauen. Unsere Grundlage ist allein das Evangelium und das Vorbild von Franziskus und Klara von Assisi. Die beiden waren übrigens auch immer mit der damaligen Amtskirche, sogar direkt mit dem Papst, verbunden. Trotzdem haben sie durch ihr alltäglich gelebtes Vorbild - so radikal es auch war -, ganz einfach und immer im Kreis von Gefährten und direkt aus dem Evangelium als Quelle schöpfend, eine andere Art des Glaubenslebens vorgelebt. Dieses basale, gemeinsame Entdecken ist offensichtlich bis heute attraktiv. Wir experimentieren auch gerne mit verschiedenen spirituellen Formaten, besonders intensiv und augenöffnend waren unsere Straßenexerzitien und auch die gelegentlichen Bibliologe machen wir mit großer Begeisterung. Natürlich unterhalten auch wir uns über Organisatorisches, immerhin haben wir auch Projekte bzw. planen so einiges an Aktivitäten und da set-zen wir uns auch schonmal auseinander. Aber da wir keinen Weisungsbefugten unter uns haben, müssen wir uns eben um einen Konsens bemühen. Und dadurch reifen wir.

Wie sehen Sie die aktuelle Austrittswelle? Was setzen Sie dagegen?

Viele von uns schmerzt der Blick auf die Kirchen, sind sie doch für die meisten von uns unsere spirituelle Herkunft und Heimat. Viele haben sich jahrzehntelang haupt- oder ehrenamtlich mit Herzblut engagiert und doch können wir auch Austretende angesichts der derzeitigen Gemengelage verstehen. Doch wir wollen nicht in Ohnmacht verharren, sondern uns von der frohen Botschaft inspirieren lassen. Und da sind wir nicht die Einzigen: es gibt inzwi-schen über 100 Vivere Geschwister in 12 Regionalgruppen, Tendenz steigend. Jüngst hat die gesamte Vivere Bewegung sogar einen großen Schub erlebt: Durch die Pandemie sind fast alle mit digitaler Vernetzung vertraut und wir hielten unser Jahrestreffen erstmals virtuell ab. So konnten mehr Menschen dabei sein als bei einem Präsenztreffen. Und es wurden noch während des Treffens zwei neue Gruppen gebildet, eine davon ist die erste digitale Vivere Gruppe. Wir spüren bis heute den Schwung dieses Treffens vom Februar. Es hat viele neue persönliche Vernetzungen und Projekte ausgelöst, u. a. regelmäßige gemeinsame Gebetszeiten in virtuellen Räumen. Diese Verbundenheit im Alltag gibt uns Hoffnung auf gelebten Glauben.

Welches Ziel setzen Sie sich vor Ort in Godesberg / Bonn / Rheinland? Welche aktuellen Termine haben Sie?

Wir wollen auch weiterhin gemeinsam auf dem Weg bleiben und sobald es geht auch wieder Präsenztreffen haben. Als nächstes suchen wir einen festen Raum für unsere Treffen, möglichst mit öffentlichem Zugang. Wir freuen uns über die Bereicherung durch weitere Gefährten und Gefährtinnen, und über den Austausch und wechselseitige Inspiration mit anderen Gruppen oder Organisationen vor Ort, die sich für unsere Themen interessieren. Unsere Termine können gerne angefragt werden. Kontaktinfos finden sich auf der Homepage: www.vivere-leben.de
Unsere aktuellen Aktionen/ Projekte liegen neben der Auseinandersetzung mit der Bibel und mit franziskanischer Spiritualität schwerpunktmäßig in den Bereichen „ganzheitliche Ökologie und Nachhaltigkeit“ (z.B. Schöpfungsspaziergänge, Müllsammeln, Unterstützung eines ökologisches Projekt in Tansania). „interkonfessionelles und -religiöses Engagement (Mitarbeit in der interreligiösen Dresdner Runde, (Mit-)Gestaltung der ökumenischen Bibelwoche im Herbst), „Fairer Handel und weltweite Gerechtigkeit“ (Kooperation mit dem Weltladen Heiderhof) und „Liturgisches“ (Mit)Gestaltung liturgischer Feiern). Und wir wollen die Verbindung mit den anderen Vivere Gruppen auch über das Jahrestreffen hinaus weiter ausbauen.

Textmodule für einen Info-Kasten zusätzlich zu den Fragen/Antworten:

Um Franz und Klara von Assisi hatte sich vor mehr als 800 Jahren eine genügsam lebende Gruppe von Gefährten aus christlichen Laien gebildet, die ihr Leben radikal nach dem Evangelium ausrichten wollte. Später öffnete sich die Bewegung auch für Engagierte, die dem neuen Ideal „evangelischen Lebens“ in ihren angestammten Berufen, Familien und Umfeld folgten. Aus diesen Anfängen heraus ist der inzwischen große Baum der franziskanischen Familie gewachsen. Mehr als 800 Jahre später hat dieser Baum einen neuen Trieb bekommen: In der Laienbewegung "Vivere - Leben aus franziskanischer Inspiration" machen sich wieder Menschen geschwisterlich und gemeinsam - auch hier im Rheinland mit Schwerpunkt auf Bad Godesberg - auf diesen Weg.

Wozu Vivere?

  • Vivere ist ein neuer Ast am großen Baum der franziskanischen Familie
  • Vivere will eine Ermutigung aus 800 Jahren franziskanische Geschichte sein – passend für die heutige Zeit
  • Wir verstehen Vivere als Weg, heute das franziskanische Charisma innovativ in der Welt zu leben
  • Wir möchten heute zeigen, wie gelebte Sendung und mögliche Entfaltung im Sinne von Klara und Franz von Assisi sein kann

Was ist Vivere?

  • Vivere verbindet Menschen, die sich durch das Evangelium Jesu Christi und die Lebensvision von Klara und Franz von Assisi ermutigen lassen.
  • Wir leben unseren Glauben im Alltag und in der Welt. Wir teilen unsere Freude am Evangelium miteinander und mit anderen. Uns beschäftigen die drängenden Fragen des Glaubens und der Religionen.
  • In geschwisterlicher Gemeinschaft sind wir miteinander auf dem Weg und leben in liebender Fürsorge um unser gemeinsames Haus Gottes Schöpfung.
  • Ausbeutung, Unfrieden und Ungerechtigkeit in der Gesellschaft und in einer globalisierten Welt wollen wir nicht tatenlos hinnehmen. Wir wenden uns den Armen und Ausgegrenzten mit Achtung und Aufmerksamkeit zu und lernen von ihnen das Teilen.
  • Vivere ist bunt und offen, ein Netz von suchenden, begeisterten, zweifelnden Menschen mit dem Evangelium als gemeinsame spirituelle Basis

Zur Historie von Vivere

Auf Initiative des Franziskaner Ordens gibt es Vivere seit 2014. Das erste überregionale Treffen und die Verabschiedung unseres Leitbildes fand im Juli 2015 statt. Wir sind Laien und unabhängig vom Orden, werden aber von Brüdern begleitet, wo es möglich ist. Die inzwischen über 100 Geschwister in Vivere sind in derzeit 12 Regionalgruppen organisiert. Wir haben keine feste hierarchische Struktur und jede Gruppe regelt den Umgang miteinander in eigener Verantwortung. Zur Abstimmung der Gruppen untereinander gibt es eine Koordinierungsrunde, die den Austausch der Gruppen untereinander sicherstellt und auch unser jährliches überregionales Treffen vorbereitet. Auf diesem kommen dann Geschwister aus allen Gruppen analog dem Mattenkapitel der Franziskaner. Das sind Versammlungen der Ordensbrüder, die sich damals wie heute bei besonderen Anlässen trafen, um Fragen ihres Lebens und ihrer Zukunft „basisdemokratisch“ zu besprechen.