Thematische Anregungen

Frieden mit Gott, mit sich selbst, den Mitmenschen und der Mitwelt

Frieden mit Gott! Wer ist überhaupt Gott? Der ,‘ganz Andere’, das ‚Sein Selbst‘, der ‚ Ich bin, der ich bin‘ oder ‚der ich sein werde‘? Die Liebe? Es gibt in der Bibel verschiedene Vorstellungen über Gott. Aber die Vorstellungen verändern sich. So wie wir Menschen uns verändern. Manche Gottesvorstellungen hängen zum einen zusammen mit der Wut und dem Zorn, die wir über die ungerechten Zustände in der Welt und in unserem Leben haben. Warum lässt der gute Gott uns leiden? Warum so viel Gewalt, Terror, Kriege? Und zum anderen geht es um die Sehnsucht nach der Überwindung von Ungerechtigkeit und Gewalt. „Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde“, in der Menschen friedlich miteinander leben können. Von Gründonnerstag bis Ostermontag haben wir die Möglichkeit, die verwandelnde Kraft des christlichen Glaubens in den Krisen und Kriegen unserer Welt und unseres persönlichen Lebens zu spüren.

Praktische Anregungen für die Auszeit und den Alltag

  • Nehmen Sie sich morgens eine Aus-Zeit von 10-15 Minuten für Ihre Meditationspraxis.
  • Suchen und gestalten Sie sich einen Raum, wo sie mit sich (und mit der Natur um Sie herum oder beim Blick durch das Fenster) allein sind und ungestört bleiben können.
  • Beginnen Sie die Auszeit mit einer Gebärde im Stehen. Das kann das Kreuzzeichen sein, ein Verweilen mit vor den Brust gefalteten Händen, eine achtsame Verneigung vor der Sonne, eine langsame Bewegung der Arme von unten bis über den Kopf oder eine Atemübung im Stehen (bis sie merken, dass Ihr Atmen ruhig fließt).
  • Lesen Sie nun die Impulse für den Tag (langsam, wiederholt und auch laut).
  • Lassen Sie diese Gedanken in der Stille wirken. Wiederholungen sind hilfreich, Sie entdecken Neues im Gewohnten.
  • Schließen Sie diese Auszeit mit dem Vaterunser oder mit der Eingangsgeste ab.
  • Nehmen Sie die Anregungen für den Tag als kleingefalteten Zettel mit in den Tag.
  • Nehmen Sie sich abends nochmals eine kurze Zeit für einen Rückblick und halten Sie Ihre Wahrnehmungen, Erlebnisse und Erfahrungen schriftlich fest. (Wenn Sie diese Übungen mit Ihren PartnerInnen oder FreundInnen machen, tauschen Sie sich gegenseitig aus.)
  • Beenden Sie diese Zeit mit einem Dank an den Schöpfer und an all die Momente und Menschen, die ihnen zu einer neuen Erkenntnis verholfen haben.

    Ab den 13.April um 20.00 Uhr findet Ihr hier die Ostergedanken. Los geht es dann mit Gründonnerstag

    Anregungen zur Kontemplation an Gründonnerstag

    Am Vorabend seines Todes (dem Verlust jeder greifbaren Ebene von Heimat, Halt und Sinn) feierte Jesus mit seinen Jüngern das Passahmahl. Damit feierte er seine Glaubens- und Traditionswurzeln, aber auch die Gemeinschaft mit den ihm aktuell wichtigen Menschen. Er stellte sich zwischen „Wo komme ich her?“ und „Wo gehe ich hin?“. Getragen wurde er von denen, die ihm in diesem Augenblick Halt gaben. Zugleich gab er ihnen bei diesem Mahl ein doppeltes Vermächtnis: zum einen lud er sie ein, diese Mahl- und Lebensgemeinschaft miteinander zu teilen und zu feiern und alle dazu einzuladen; zum anderen forderte er sie auf, die Rolle der Dienenden zu übernehmen und sich ganz in den Dienst der Mitmenschen und Mitwelt zu stellen. „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“

    Kontemplation
    Dieses Vermächtnis richtet unseren Blick auf die und ähnliche Fragen:

    • Welche Gemeinschaft, welche Menschen helfen Ihnen, Freude und Leid zu leben bzw. auszuhalten und richten Sie aus auf das, was Sie als Ihr unverlierbares Zuhause erleben?
    • Für Jesus geschah das beim Passahmahl:
      • In welchen Symbolen / Ritualen wird ‚Heimat und Orientierung‘ für Sie erfahrbar und vergewissert Sie?
    • Vielleicht ist Ihnen neben der Stille heute ein Gottesdienst mit gemeinsamer Abendmahlsfeier eine Hilfe.
    • Welche Menschen können Sie in Ihrem Umfeld wahrnehmen, denen Sie zum Nächsten werden können?
      • Welche Formen des Daseins, der Anteilnahme und des Dienstes fallen Ihnen für diese Menschen ein?
    • Vielleicht ist ein Besuch, ein Gebet oder ein Gruß heute ein gelebtes Zeichen der Nähe und des Dienstes.

    keine/r lebt für sich allein
    was ist ein wunder -
    geliebt zu werden
    und zu lieben
    gebraucht zu werden
    und zu brauchen
    bedient zu werden
    und zu dienen
    beschenkt zu werden
    und zu schenken
    gelebt zu werden
    und zu leben
    tut dies zu meinem Gedächtnis

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    Anregungen zur Kontemplation am Karfreitag

    Jesus stirbt am Kreuz. Aus und vorbei. Wir kennen das aus unserem eigenen Leben, wenn ein lieber Mensch stirbt, wenn Erwartungen an das Leben sich nicht erfüllen., wenn Beziehungen auseinandergehen, wenn (Lebens-)Pläne scheitern. Wir müssen alle Stationen unseres Kreuzweges durchlaufen. Uns bleibt manchmal nichts erspart. Wir müssen den Schmerz zulassen und aushalten. So wie Jesus es vor seiner Gefangennahme und Kreuzigung sagte: „Vater, wenn es möglich ist, lasse diesen Kelch an mir vorübergehen. Aber nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe". Wir müssen Seinen Willen, so unerklärlich und unverständlich er erscheint, als unsere Auf-Gabe annehmen und in unser Leben integrieren.

    Kontemplation
    Auf die Frage: „Wie lange sollte ich morgens meditieren?" antwortet der Franziskaner Richard Rohr: ,,Solange bis Du innerlich ein ,,Ja" sagen kannst zu diesem neuen Tag, wie auch immer er sein wird. Dass Du diesen Tag, Dich selber und die Umstände, die Dich umgeben, annehmen kannst. Das kann innerhalb von 2 Minuten geschehen oder 20 Minuten oder noch länger dauern...“

    An ,,Karfreitagen" in meinem Leben fällt es deutlich schwerer, das Vertrauen, die Zuversicht, den inneren Frieden und dieses ,,Ja" zu finden als an anderen Tagen. Aber auch an diesen Tagen ist es möglich, und vielleicht hat dieses, Ja‘ angesichts von Angst und Ohnmacht noch eine ganz andere Intensität und Tiefe.

    Machen Sie dazu diese Übung: Meditieren Sie im Rhythmus Ihres Atmens dieses „Ja“.

    • Atmen Sie langsam ein und sprechen Sie beim Einatmen eine Situation aus, die Sie bedrückt und belastet. (Das kann auch eine einzige Situation sein, die Sie wiederholen.)
    • Halten Sie den Atmen in sich an und sprechen Sie dabei: ‚Du bist ein Teil meines Lebens und der Schöpfung Gottes.
    • Atmen Sie langsam aus und sprechen Sie beim Ausatmen: „Ja, dein Wille geschehe!“

    barmherzigkeit – warmherzigkeit
    mitleiden – mitleidenschaft
    compassion – mit-gefühl - anteilnahme – lebendigkeit
    der gekreuzigte - zwei arme offen für die ganze Schöpfung
    seither – kein mensch mehr beziehungslos
    von IHM am kreuz und durch das kreuz aufgenommen
    mit denen unter dem kreuz in beziehung gesetzt
    siehe: deine mutter, dein sohn, dein bruder,
    deine schwester
    wir als mit IHM gekreuzigte und auferweckte
    eine familie, ein herz und seine seele, eine umarmung

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    Anregungen zur Kontemplation am Karsamstag

    Karsamstag, ein Tag des Übergangs. Die dramatischen Ereignisse sind vorbei. Stille, nichts geschieht, gar nichts. Weder Musik noch nennenswerte Literatur noch große darstellende Kunst sind über diesen Tag entstanden. Karsamstag ist Grabesruhe. Man möchte lieber gleich von Karfreitag zum Ostersonntag. Aber das ist unmöglich und wäre auch unheilvoll. Denn das ‚Abschiednehmen‘ steht immer vor dem Neuanfang. Und die Stille an diesem Tag ist die Medizin, um die Wunden zu heilen. In der Stille an diesem Tag merken wir, wie unser Inneres wirklich ist und wie unsere innere Stimme unermüdlich spricht. An diesem Tag haben wir die besondere Chance, diese unsere innere Stimme zu hören und wertzuschätzen.

    Kontemplation
    Es geht wieder darum, in der Meditation ein ‚, Ja“ zu finden zu den Situationen in meinem Leben, wo nichts geschieht, wo ich warten muss, wo ich aus- und durchhalten muss und darauf vertraue, dass sich in diesen Wartezeiten Dinge unbemerkt verändern und ich einer Entwicklung Raum gebe.
    In manchen Regionen ist es Brauch, an diesem Tag zum Friedhof zu gehen und das Grab der Familienangehörigen zu säubern und mit schönen Frühlingsblumen zu bepflanzen.

    • Versuchen Sie, heute alles schön zu machen. Langsam, ruhig, mit möglichst wenig Worten
    • Versuchen Sie, geduldig und gespannt zu sein und die erwachende Freude zu spüren.
    • Lesen Sie (laut, langsam und wiederholt) den Text von Rainer Maria Rilke, „Brief an einen jungen Dichter“

    ‚Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings steht.
    Ohne die Angst, dass danach kein Sommer kommen könnte. Er kommt doch.
    Aber, er kommt nur zu den Geduldigen, die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen liege so still und weit...
    Man muss Geduld haben mit dem Ungelösten im Herzen und versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben
    wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.
    Es handelt sich darum, ALLES zu leben.
    Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht eines Tages in die Antworten hinein…‘ 

    zwischen nicht mehr und noch nicht
    zwischen Ausstieg und Einstieg
    aus dem Tod hin zum Leben
    aus der Starre in die Bewegung
    durch Kreuz und Grab hindurch
    Auferstehung in ein neues Leben
    mit ihm und durch ihn und in ihm
    werden wir lebendig sein und wach

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    Anregungen zur Kontemplation am Ostersonntag

    Christus ist auferstanden. Das ,‘Wie’ ist nicht so entscheidend. Das ‚,dass‘ aber schon. Das Geheimnis dessen, was nach dem Tod geschieht, bleibt offen. (A. Grün) Maria Magdalena fand Jesus nicht im Grab und lief zu den Jüngern. Petrus und Johannes liefen zum Grab um die Wette. Es begann ein ständiges Hin- und Herlaufen am Grab. Ostern bedeutet Bewegung. Maria erkannte den auferstandenen Jesus zunächst nicht. Doch als er ihren Namen sprach, spürte sie, dass der Mann, den sie liebte, nicht tot war. Der Garten des Todes, in dem das Grab Jesu lag, wurde zum Garten der Liebe und des Lebens, der zu einer neuen Zukunft führt.
    Maria und die JüngerInnen erlebten die Verwandlung von Schockstarre zu Bewegung und Tanz. Du verwandelst mein Klagen in Tanz.

    Kontemplation

    In der Kontemplation finden Sie ein uneingeschränktes ‚,Ja‘ zur Freude und geben dieser Freude Raum.

    • Denken Sie an Momente, wo sie aufgestanden sind, Kraft gefunden haben, um andere, neue Wege zu gehen oder wo Sie eine andere Haltung gewonnen haben, innere Stärke und den Mut, nach vorne zu schauen.
    • Freuen Sie sich über Menschen an Ihrer Seite (Sie sind nicht allein, Sie sind geliebt) und darüber, dass Sie Gottes Nähe, Lebensenergie, Lebensmut und Zuversicht spüren können!
    • Machen Sie einen Osterspaziergang, gehen Sie bewusst durch die Natur, die überall aufblüht und neu erwacht. Spüren Sie dabei: ‚Mein Gehen ist ein Übergang, bei dem ich die Erde berühre und wieder abhebe‘.
    • Hören Sie bewusst österliche Musik wie das Halleluja von Händel. (Er selbst hat dies Stück als eine Auferstehung, ein Hinübergehen aus Krankheit und Niedergeschlagenheit in eine neue Lebendigkeit und Lebensfreude beschrieben. Bei einer Aufführung 1742 in Dublin standen die ZuhörerInnen spontan auf. Sie spürten, dass in diesem Moment der Himmel offen war.) Der Friede ist manchmal zum Greifen nahe.
    • Ostern und Auferweckung von den Toten gibt allem, was wir sehen, eine neuen Rahmen. Nehmen Sie ein Kreuz, stellen Sie es an ein Fenster und nehmen Sie bewusst den Horizont hinter dem Kreuz wahr. „Alles eine Frage der Perspektive!“

    Kreuze am Wegesrand und Feldrain:
    nicht nur Ausruhen sondern Gott suchen
    nicht nur Horizont sondern Gottes Fülle
    nicht nur Durchblick sondern Einblick
    nicht nur Natur sondern Schöpfung
    nicht nur Menschen- sondern Gotteswerk
    Nicht nur für Menschen Heil(ung) sondern
    für die ganze Schöpfung – laudato si
    durchkreuztes Leben – Leben im Kreuz

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    Anregungen zur Kontemplation am Ostermontag

    Wenn ich mitten in meinem Tun, wenn alles seinen gewohnten Gang geht, wenn der Alltag in seinen Abläufen so unspektakulär dahinplätschert, wenn sich Termin an Termin reiht und Betriebsamkeit die Tage ausfüllt, das Wort „Fest“ höre, weckt allein der Klang dieses Wortes eine Sehnsucht in mir: eine Sehnsucht nach etwas Großem, ganz Anderem, nach etwas, das den Alltag übersteigt, ohne dass ich immer weiß, was das sein könnte. Diese Sehnsucht weist mich darauf hin, dass etwas fehlt; dass es in meinem Leben einen Mangel gibt: an Leben in seiner ganzen Fülle oder auch nur an bewusst gestalteten und wahrgenommenen ganz besonderen Momenten. Im Tiefsten spüre ich meine Sehnsucht, das Leben, so wie es ist, zu leben und zu feiern; es als Fest zu erfahren, zu dem ich immer schon eingeladen bin. Die Bibel antwortet auf diese Sehnsucht mit den großen Visionen vom Reich Gottes, wo Gerechtigkeit und Friede einander küssen und alles, was lebt, im Frieden miteinander ist. Und mit der Einladung, das Fest des Lebens jetzt zu feiern - damit wir ‚mitten unter uns‘ Gottes Reich erfahren. Ob unsere Sehnsucht gestillt wird, hängt vor allem davon ab, mit welcher inneren Haltung wir dem Leben begegnen, ob wir es wagen, mitten im Tag ein Fest der Auferstehung zu feiern. Dass das möglich ist, lernen auch die Jünger auf dem Weg nach Emmaus.

    Kontemplation

    • Suchen Sie eine/n PartnerIn. Stellen Sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber und legen Sie Ihre Arme auf die Schultern des/r Anderen. Bleiben Sie eine Weile so stehen, schauen Sie sich gegenseitig an und sagen Sie ‚Ich bin, weil du bist – du bist, weil wir sind.‘
    • Lesen Sie (laut, langsam und wiederholt) den Text „Menschwerdung“
      Ich sehe in deine Augen, mein Blick trifft deinen tief. In ihm wird alles klar. Aus der Tiefe steigt uraltes Wissen um die gemeinsame Wurzel unserer Herkunft. Siehe: Es wird lebendig und kommt zu Gemeinschaft. Ich höre die offenen Ohren meines Bruders. Sie lauschen mir zu. Mit dem Schweigen seines Mundes in der tiefen Stille unserer Seelen. Siehe: Es wird lebendig, und spürbar werden Begegnung und Verständnis. Ich spüre die Hände meiner Schwester, die sich auf meine Schultern legen. Und meine Hände wachsen ihr zu mit Mut und zarter Kraft. Siehe: Es wird lebendig, und spürbar werden Nähe und Geborgenheit.

    Manchmal feiern wir mitten im Tag
    ein Fest der Auferstehung
    Stunden werden eingeschmolzen
    und ein Glück ist da
    Sätze werde aufgebrochen
    und ein Lied ist da
    Waffen werden umgeschmiedet
    und ein Friede ist da.
    Sperren werden übersprungen
    und ein Geist ist da.

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